delueg architekten

Haus 6

1 / 23 2023

Das Haus 6 ist ein typischer, langgezogener Baustein des dichten, mittelalterlichen Stadtkerns Sterzings. Wie in den meisten Häusern der Stadt findet sich auch hier eine typische „Lichthaube“: Im Zentrum des tiefen Grundrisses liegend, erstreckt sich der Erschließungsraum turmförmig über das Hauptdach aufragend und führt Licht in die Tiefe des Gebäudes. Während der Hauptteil des Hauses eindeutig der Gotik zugeordnet werden kann wurde das Dachgeschoss höchstwahrscheinlich im Barock aufgebaut bzw. erhöht. Durch diese überhöhte Raumhöhe schafft sich das Gebäude zum Unterschied zu den anderen Gebäuden eine schmale über das Nachbarhaus aufragende Südfassade.

Das 2. Obergeschoss, das Dachgeschoss mit Dachstuhl, die “Lichthaube”, die schmale Südfassade und die Rück-Fassade sind Gegenstand des Sanierungs-Projekts. Das Projekt verbindet die zwei ehemals getrennten Hälften des Hauses im 2. Obergeschoss zu einer Wohneinheit. Etliche Innenwände weichen einem langgezogenen Raumkontinuum, wodurch das Haus erstmals in seiner gesamten Dimension begreifbar wird. Über den strengen Denkmalsschutz hinaus wurde versucht möglichst viel der vorhandenen Materialien einer Wiederverwendung bzw. Umnutzung zuzuführen. So wurden die wenigen abgetragenen Steine für neue Aufmauerungen verwendet. Die für die Denkmalschützer irrelevanten Fichten-Innentüren aus einem Ausbau der Anfang 90er Jahre wurden herausgenommen, repariert, abgeschliffen und mit neuen Füllungen wieder eingesetzt. Bei der Wahl der neu eingebauten Materialien wurde besonderer Wert auf Lokalität und Reversibilität geachtet. Der vernagelte Dielenboden konnte aus lokalem Lärchenholz gefertigt werden. In der Ausformulierung des Projekts wurde eine zeitgenössische Sprache gesucht ohne die Fuge zwischen Bestand und Addition zu unterstreichen.


Fotos: Matthias Delueg, Michael Delueg